Unterwuchspflege

Die Notwendigkeit, den Unterwuchs von Streuobstwiesen zu pflegen, ist selbstverständlich.

Früher war die wirtschaftliche Nutzung dieses Aufwuchses als Viehfutter eine wichtige Ergänzung zum Feldfutterbau. Dieser Anreiz ist jedoch in Mainfranken stark zurückgegangen. Es gibt aber eine Reihe von Gründen, warum Kräuter und Gräser unter den Obstbäumen trotzdem regelmäßig geschnitten oder beweidet werden sollten. Zwar stellt der Unterwuchs keine Lichtkonkurrenz für Obstbäume dar, er konkurriert aber um Wasser und Nährstoffe mit diesen. Besonders hervorzuheben ist die Wirkung der jährlichen Wiesenmahd auf Gehölze, die sich in brachgefallenen Obstgrundstücken ansiedeln und sehr schnell ausbreiten können. Dazu zählen besonders viele Sämlinge, die sich aus den Kernen von Fallobst entwickeln. Unterbleibt der Schnitt, können diese in kurzer Zeit flächig ganze Obstbaumparzellen überwachsen. Es entstehen daraus Streuobstbrachen, die in manchen Landschaften als einzige Gehölzstrukturen eine Art Heckenersatz darstellen, der von Naturschutzseite besonders hoch eingestuft wird.

Entscheidend für die weitere Betrachtung der Unterwuchspflege ist, ob die anfallende Biomasse am Standort verbleibt oder sie dem System Obstwiese entzogen wird. Auch sind der Nutzungszeitpunkt und die Häufigkeit von Bedeutung, ob ein Rasen unter Obstbäumen entsteht, sich eine bunt blühende Wiese entwickelt oder durch Mulchen im Spätsommer nur die unerwünschten Gehölze kontrolliert werden und die Ernte erleichtert wird.

Die Auswirkungen der Verfahren zur Unterwuchspflege auf die Tiere und Pflanzen von Streuobstbeständen sind sehr unterschiedlich und schwer durchschaubar.
Um eine möglichst Natur schonende Grünlandpflege für artenreiche Streuobstbestände zu finden, sollten in Mainfranken folgende Voraussetzungen beachtet werden:

  • Beibehaltung der Parzellierung von Streuobstgrundstücken
  • Wahl unterschiedlicher Mahd- , Mulch- und Beweidungstermine
  • Unterschiedliche Nutzungshäufigkeit (1 - 3 x Unterwuchspflege/Jahr)
  • Verteilung der Nutzungen auf größere Zeitspanne (Mai bis September)
  • Möglichst direkter räumlicher Kontakt unterschiedlicher Nutzungen

Unterwuchspflege Erlabrunn bei Würzburg

 

 

Mähen - Mulchen

Mahd mit Abfuhr Mähgut

Diese traditionelle Behandlung des Aufwuchses hat sich aus der Absicht entwickelt, die Grünmasse gezielt zur Tierernährung zu nutzen. Früher wurden viele Streuobstwiesen zur Grünfutter- oder Heugewinnung zwei Mal jährlich im Juni und August genutzt. Heute scheitert diese Form der Pflege vor allem am enormen Aufwand, der entweder viel Handarbeit oder den Einsatz von Spezialmaschinen unter den Bäumen erfordert.

Durch Abräumen des Aufwuchses werden über längere Sicht den Obstwiesen Mineralstoffe entzogen, die durch Düngung des Standortes oder Nachlieferung aus dem Boden teilweise ersetzt werden können. Bei fehlender Düngung zeigen deshalb Bäume, Früchte und auch Bodenuntersuchungen von Streuobstwiesen immer wieder, dass es Mangelsituationen an bestimmten Nährstoffen wie Kalium, Magnesium und Phosphor gibt.

Die Abfuhr von Mähgut erschwert den Aufbau und die Umsetzung von Humus im Oberboden. Dies führt zur Stärkung von vielen Kräutern, die bei nährstoffarmen und trockenen Verhältnissen eher gefördert werden. Der damit verbundene Artenreichtum an Pflanzen und Tieren im Unterwuchs von Streuobstwiesen ist ein besonders wichtiges Argument für den Naturschutz. Ob das Abräumen des Schnittmaterials tatsächlich für die Erhaltung artenreicher Wiesen notwendig ist, wird durch die Ergebnisse von Begleituntersuchungen zum Mulchen mehr als in Frage gestellt.

Unterwuchspflege Mulchen

Mulchen

In vielen Streuobstwiesen werden seit längerer Zeit keine Anstrengungen mehr unternommen, das Mähgut abzufahren. Es fällt unzerkleinert oder gemulcht auf den Boden und wird in Abhängigkeit von der Witterung schnell oder langsam als organisches Material umgesetzt.

Besonders in vielen mainfränkischen Streuobstwiesen, die im Hangbereich den Weinbau abgelöst haben, wird der Unterwuchs auf teilweise mit Mauern durchsetzten kleinen Grundstücken seit Jahrzehnten nur noch gemäht und nicht mehr abgeräumt. Bei genauerer Betrachtung sind dadurch keine fetten Grünlandbestände entstanden. Allenfalls werden Nährstoffzeiger wie Brennnessel durch das regelmäßige Zusammenziehen des Mähgutes unter den Baumscheiben begünstigt. Auch ergeben sich aus der Fachliteratur zum Mulchen deutliche Hinweise, dass sich mit der richtigen Wahl des Mulchzeitpunktes charakteristische Magerrasen und Wiesengesellschaften erhalten lassen. Um direkte negative Auswirkungen auf die Kleintierwelt zu vermeiden, sollten aber immer nur Teilflächen von Aufwuchs gemäht oder gemulcht werden. Hier sollte lediglich der Hinweis gegeben werden, dass es wichtig ist, durch Schnitt bzw. Mulchschnitt im Sommer das Kleinklima so zu verändern, dass eine schnellere Austrocknung des Oberbodens unter den Obstbäumen stattfindet. Zusätzlich sind beim Verbleib der Nährstoffe auf den Obstwiesen Mangelsituationen weniger zu erwarten.

 

 

 

Stickstoffzeiger Brennessel kommt bei dauerhafter Anhäufung Schnittgut unter den Baumscheiben, inklusive Wühlmausanlockung.

 

 

Beweidung

Die Strukturvielfalt von Streuobstweiden liegt deutlich höher als bei Obstwiesen. Im Vergleich zur Wiesennutzung werden bei der Beweidung weit weniger Nährstoffe entzogen, als durch die Abfuhr des Mähgutes. Zusätzlich entstehen Unterschiede im Rest des Pflanzenaufwuchses durch das selektive Fressverhalten und die Exkremente der Weidetiere. Der Tritt und das Lagern von Weidetieren kann bei zu langer Verweildauer in Teilflächen von Streuobstbeständen den Aufwuchs völlig verdrängen und offenen Boden oder Geilstellen entstehen lassen. Weidegänge kurz vor der Ernte können durch Tierkot Verunreinigungen am Obst verursachen.

In Abhängigkeit von der Aufwuchsmenge und der Tierzahl sollte eine Beweidung von Streuobstbeständen nur sehr kurzzeitig und intensiv erfolgen. Dies lässt sich über ein Umtriebsweidesystem mit mobilem Zaun gut organisieren.

Der Einsatz von Weidetieren unter Obstbäumen wurde in Mainfranken nur in geringem Umfang praktiziert. Dies lag vor allem an der extremen Kleinparzellierung, die eine Organisation der Beweidung sehr erschwert hat. Während die Rinder- oder Schafbeweidung kaum Schäden an Obstbäumen verursacht, müssen insbesondere Ziegen und Pferde zur Unterwuchspflege als kritisch eingestuft werden. Ziegen bevorzugen neben krautigem Aufwuchs besonders Gehölze und versuchen deren Blätter und Rinde zu fressen. Insbesondere junge Obstbäume, mit glatter Rinde sind deshalb bei Ziegenbeweidung besonders gefährdet.

In der Region um Würzburg nimmt die Beweidung von Streuobstwiesen mit Pferden seit einigen Jahren deutlich zu. Neben der Verwertung des Unterwuchses können Pferde aber direkt auch ältere Obstbäume schädigen. Sie verbeißen die Rinde am Stamm und schädigen die Bäume zusätzlich durch Scheuern. Dazu werden bei Pferdehaltung auch enorme Trittschäden an der Grasnarbe möglich, insbesondere bei Standweiden.

 

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